11.Dezember 2012
Dürfen sich auch Engel etwas zu Weihnachten wünschen ?


Der kleine Engel Oskar sitzt wie jeden Tag seit vielen Jahren auf seiner Wolke 7 und genießt sein Engelsdasein.
Er muß rein gar nichts tun, ihm ist niemals kalt und er ist auch nie hungrig, keiner streitet mit ihm oder nimmt ihm etwas weg,
er kennt weder Schläge noch böse Worte, er wird auch niemals krank, er ist eben im Himmels-Paradies.

Aber ihm ist so unsäglich langweilig.
Täglich schaut er von seinem Wolkenrand auf die Erde herab. Von so weit weg kann man leider nicht sehr viel erkennen,
aber da unten wäre er gern einmal. Die großen Engel fliegen mit ihren Flügeln manchmal auf die Erde herab.
Nur Oskar braucht darauf nicht zu warten, denn er wird nicht größer werden und darf als kleiner Engel niemals mitkommen.
Eines Tages beim Abendgebet denkt er darüber nach, was die alten Engel manchmal erzählen aus ihrem Leben auf der Welt.
Da waren sie einst Kinder, sie hatten Geschwister, sie liebten ihren Teddybär oder den wilden Ritt auf dem Schaukelpferdchen.


Oskar kann sich leider an nichts erinnern, denn er ist eigentlich erst drei Jahre alt.
Aber er spürt einen Drang in sich zum Übermut, er ist neugierig, nur worauf?
Kürzlich hat er einen alten Engel vom Weihnachtsmann reden hören, und daß er sich als Kind etwas von ihm wünschen durfte,
und alle Wünsche wurden ihm erfüllt und zwar jedes Jahr aufs Neue, die ganze Kindheit hindurch.

Oskar weiß kaum, wie lang so ein Jahr ist, er hat seine Jahre im Paradies nicht gezählt, weil er noch nicht zählen kann.
Aber heute ist ein besonderer Tag, denn Oskar hat beschlossen, sich auch etwas vom Weihnachtsmann zu wünschen:

"Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir, kein Engel mehr zu sein,
ich möchte auf die Welt zu den Kindern und ich möchte
einen Teddy haben und auf einem Schaukelpferdchen reiten"

Dann legt er wie jeden Abend seine Flügel ordentlich auf der Wolke ab, formt einen Haken für seinen Heiligenschein
und legt sich zum Schlafen nieder. Er muß weder Zähne putzen, denn er hat ja noch nie was gegessen,
noch muß er sich waschen, denn er wird auf seiner Wolke nicht schmutzig.

Oskar kann lange nicht einschlafen, wovon sollte er auch müde sein, und er grübelt darüber nach,
ob Engel sich überhaupt etwas vom Weihnachtsmann wünschen dürfen, auch wenn sie eigentlich noch Kinder sind.
Irgenwann ist Oskar dann doch eingeschlafen, auch wenn er wie immer gar nicht müde war.
So richtig tief schläft er niemals, auch diesmal nicht und er träumt von seltsamen Dingen . . .
. . . der kleine Engel träumt, daß ihn ein paar kräftige Arme von seiner Wolke
hochheben und er auf ihnen davonschwebt und das war phantastisch.

Er schwebt durch Wolkenschichten und ihm wird ganz leicht zumute.
Eine wunderbare Geborgenheit geht von dem roten Mann aus, auf dessen Armen Oskar nach unten fliegt,
er spürt einen starken Lufthauch und ihm wird mal warm, mal kühl im Schlaf.
Da er keine Angst kennt, war es einfach nur aufregend.
Der Traum wurde nun schwächer, Oskar spürt eine kühle Berührung, dann wird ihm wieder wärmer.
Er möchte nicht, daß der rote Mann verschwindet. Ein leichtes Streicheln seiner Hand ist das Letzte,
was er merkt, dann fällt er in sehr tiefen, traumlosen Schlaf.
Die erste Nacht für den kleinen Oskar im echten Bettchen geht zu Ende,
aber er schläft immer noch tief und fest.
Plötzlich hört er eine freundliche fremde Stimme
"Hallo, wer bist du denn, du siehst ja aus wie ein kleiner blonder Engel"
"Ich bin Engel Oskar von Wolke 7"
"Du bist aber witzig, obwohl du noch so klein bist. Und ich bin Dina aus der Schnoddelwelt"
Immer mehr fremde Kinder sammeln sich um Oskar und freuen sich über den neuen Jungen.
Bist du auch ein Schnoddel? - "Das ist Oskar, sagt Dina, wir kennen uns schon, er ist ein Engel"
"Ich bin Ferris, aber was hast du denn Komisches an, das ist doch kein Schlafanzug"
"Ich würde gerne so etwas anziehen, wie ihr habt" sagt Oskar
Eine hilfsbereite Oma mit weißem Engelshaar hilft Oskar aus seinem Umhang.
"Ich hoffe, du hast gut geschlafen und was Schönes geträumt" - sagt die Oma
"Ich habe vom Weihnachtsmann geträumt, er ist mit mir durch den Himmel geflogen" - antwortet Oskar.
Ein phantasievolles liebes Kind, denkt sich die Oma, während Oskar ganz allein eine echte Unterhose anzieht.
"Ich suche dir lieber was Buntes raus" sagt Sally "der Pullover ist zu dunkel für dich".
"Das sind deine Socken und Schuhe, aber vorher die Jeans anziehen. Ich kann dir die Schleifen binden" - sagt Kaljo
"Danke, Schleifen binden kann ich nicht allein" - "Das lernst du noch, wenn du größer bist"
"Werde ich wirklich größer?" fragt Oskar und kann sein Glück kaum fassen.
Als Oskar fertig angezogen ist, sieht er etwas Wunderschönes am Boden liegen.
Er kann sich plötzlich an ganz früher erinnern, das ist doch ein Teddy.
"Du kannst ihn ruhig haben Oskar, es ist ein ganz alter Peri-Teddy" sagt Alex.
Glücklich schließt Oskar seinen Teddy in die Arme. Er kann so viel Freude kaum fassen.
Da fällt ihm noch etwas ein, obwohl die Erinnerung an sein einsames Gebet auf Wolke 7 immer schwächer wird.
"Gibt es bei Euch auch ein Schaukelpferdchen?"
Dina holt es schnell für Oskar heran.
"Na los - steig auf Oskar, wir sind zu groß dafür, aber für dich müßte es passen"
"Die alten Engel haben Recht gehabt" sagt Oskar - "Es macht ja solchen Spaß, auf dem Schaukelpferdchen zu reiten"
Alex, Sally und die anderen Schnoddel wundern sich, was der kleine Oskar für komische Sachen redet.
"Danke Weihnachtsmann!" - denkt Oskar diesmal ganz leise - "Du hast mir alle Wünsche erfüllt,
also können sich Engel wirklich etwas vom Weihnachtsmann wünschen"
Dann wurde Oskar ganz unbemerkt geblitzdingst, bevor er noch mehr Unverständliches sagt.
Nun ist er ein ganz normales Schnoddel in der schönen Schnoddelwelt.



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